Ankunftsinfrastrukturen

Ankunftsinfrastrukturen

Die Perspektive der Ankunftsinfrastrukturen ist aus mehreren Gründen ein interessanter Ansatz, um Ankunfts- und Integrationsprozesse von Migrant*innen zu betrachten:

1. Sie konzentriert sich auf ein bestimmtes Stadtgebiet und nicht auf eine ethnische Gruppe. Die Integrationsforschung hat der Rolle, die ein bestimmter Ort für die Integration von Migrant*innenen spielt, nur selten Aufmerksamkeit geschenkt. Meistens standen die Merkmale der Migrant*innen selbst (Bildung, sozioökonomischer und ethnischer Hintergrund, Rechtsstatus usw.) im Mittelpunkt der Analyse. Wir betrachten zwar auch diese kategorischen Faktoren, sind aber der Meinung, dass der Ort, an dem jemand ankommt, eine wichtige Rolle dabei spielt, wie sie oder er sich niederlässt.

2. Indem wir uns auf ein bestimmtes Gebiet konzentrieren, untersuchen wir auch die Rolle der alteingesessenen Bevölkerung in diesem Gebiet bei der Erleichterung der Ankunft von Neuzugezogenen. Die Forschung zur Integration von Migrant*innen hat sich meist auf bestimmte „ethnische Gruppen“ mit starken ko-ethnischen sozialen Beziehungen und räumlicher Konzentration in bestimmten städtischen Gebieten konzentriert. Zwar ist die ko-ethnische Unterstützung bei der Ankunft zweifellos von entscheidender Bedeutung, doch wissen wir wenig darüber, wie solche Unterstützungsstrukturen zwischen alteingesessenen Migrant*innen und Neuzugewanderten über ethnische und nationale Grenzen hinweg und in Ermangelung bereits bestehender sozialer Netzwerke funktionieren. Wir wollen herausfinden, ob bereits länger ansässige Migrant*innen über spezifische Ankunftskenntnisse verfügen, die sie an Neuzugezogene weitergeben können, und ob sie möglicherweise als „arrival broker“ fungieren.

3. Die Integrationsforschung hat erst vor kurzem damit begonnen, die Annahme in Frage zu stellen, dass sich Migrant*innen in eine „Mainstream-Gesellschaft“ integrieren. Hier betrachten wir also die Integration in Gebieten, die bereits divers sind: Nordmarkt in Dortmund (Deutschland), Cureghem in Brüssel (Belgien), Newham in London (Vereinigtes Königreich).

Durch einen Vergleich der Ankunftsgebiete in Dortmund, Brüssel und London will das Projekt wichtige neue Erkenntnisse über aktuelle Ankunftsprozesse liefern. Während häufig davon ausgegangen wird, dass die Unterstützung bei der Ansiedlung über formelle Kanäle, Agenturen und Programme erfolgt, wird in diesem Projekt die wichtige Rolle informeller Unterstützungsstrukturen hervorgehoben, die häufig von alteingesessenen Migrant*innenen mit „Ankunftserfahrung“ bereitgestellt werden.

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